MÄDCHEN WERDEN MÜTTER
LEBEN IM GESELLSCHAFTLICHEN ABSEITS
Die Organisation Oum el Banine (OeB) kümmert sich um ungewollt schwangere, nicht verheiratete Mädchen und junge Frauen in Marokko. Diese werden in vielen Fällen von ihren Familien verstoßen. Staatlicherseits können sie keine Hilfestellung erwarten, da formal immer noch gilt, dass ein lediges Kind in Unzucht geboren gilt, als Bastard angesehen wird und für immer ein Bastard bleibt.
Hinter jeder jungen Mutter in Oum El Banine existiert eine tragische Geschichte. Die Frauen die zu Oum el Banine kommen sind meist allein und sie können nirgendwo anders hingehen. Die meisten von ihnen sind unverheiratet. Vielen wurde die Ehe versprochen, aber nachdem sie schwanger geworden waren, wurden sie verlassen. Leider wurden die Mädchen und junge Frauen oft auch vergewaltigt oder missbraucht.
Viele der Frauen in Oum El Banine sind noch sehr jung. Sie kommen meist aus Familien in kleinen Dörfern auf dem Land oder im Atlas-Gebirge. Die meisten dieser Frauen haben keine Ausbildung; Analphabetismus ist nach wie vor weit verbreitet.
Alle Frauen in Oum El Banine haben etwas gemeinsam. Sie wurden schwanger ohne verheiratet zu sein, sind daher an den Rand gedrängt und von ihren Familien und der Gesellschaft ausgeschlossen.
OeB nimmt sich ihrer an. Sie werden ärztlich betreut und können unter medizinischer Betreuung ihr Kind zur Welt bringen. Die Frauen kommen in der Regel im letzten Monat der Schwangerschaft ins Frauenhaus zu OeB und können nach der Geburt normalerweise ca. 40 Tage in der betreuten Umgebung leben. Die Organisation vermittelt nach der Genesung wenn möglich eine Wohnung, eine seriöse Arbeitsstelle und die Kinderbetreuung sowie Bildungsmaßnahmen. Ohne diese Unterstützung hätten die meisten Mütter keine Chance ihre Kinder zu behalten und müssten ihre Kinder zur Adoption freigeben oder in Waisenhäuser abgeben.
Damit diese Kinder nicht in den Sog der Straße geraten, bietet OeB eine Betreuung der Kinder an, die dann einsetzt, wenn die Mütter wechselnden Arbeitszeiten unterliegen und die Kinder eine Anlaufstelle benötigen. Ansonsten wären diese Kinder die nächste Generation von Straßenkinder in Marokko. Im Daycare-Center werden die Kinder tagsüber betreut, damit die Mütter an Ausbildungsmaßnahmen teilnehmen oder eben auch in vermittelten Arbeitsstellen ihren Unterhalt verdienen können. Derzeit können ca. 25 Kinder in drei Bereichen – Neugeborene, Kinder zwischen 1-2 Jahren und Kinder im Alter zwischen 2 und drei Jahren - betreut werden.
Die Frauenrechtlerin Aicha Ech-Chenna, die seit vielen Jahren diesen Frauen hilft, argumentiert, dass Bildung mit Lesen und Schreiben eine wesentliche Voraussetzung für ein selbständiges Leben und dies ganz besonders auch für die Vermittlung von Arbeit notwendig sei. In ihrer Nichtregierungsorganisation „Frauensolidarität“ kämpft sie seit über 30 Jahren für unverheiratete Mütter. Auch wenn für die Kinder und Mütter einigermaßen gesorgt ist, bleibt das Leben für sie schwer, sagt Aicha Ech-Chenna und betont nochmal die große Herausforderung der Erwachsenenbildung für Frauen.
Bildung ist auch eine Herzensangelegenheit von Jamile Hassoune die seit 2005 mit ihrer „Caravane du livre“ dem „fliegenden Buchladen“ eine mobile Form der Wissensvermittlung organisiert – wir werden zu einem späteren Zeitpunkt dazu berichten.
Um diese engagierten Frauen und Einrichtungen zu unterstützen versuchen wir, neben den dringend benötigten finanziellen Hilfen und Hilfen durch Sachspenden, mit modernen und innovativen Methoden des Erwerbs von Sprachen, des Lesen- und Schreiben-Lernens durch Selbstlernmethoden und Computergestütztes Lernen zu ermöglichen. Nur damit kann es gelingen, die Spirale von Armut und Mangel an Bildung zu durchbrechen; So helfen diese Alphabetisierungs- und Mathematikkurse, dass Mädchen und junge Frauen einen beruflichen Einstieg finden.
Asmaa, eine marokkanische Studentin der Soziologie der Ruhr-Universität-Bochum, untersucht derzeit im Rahmen eines Praxissemesters, Methoden und Konzepte um dies Art der Ausbildung zu ermöglichen.
Dank einer großzügigen Spende der Microsoft Corp., Redmond konnten wir die notwendige Basis, eine Cloud-Infrastruktur aufbauen. Damit vor Ort die Frauen intensiv dann lernen können, wenn es zeitlich am besten passend ist, d.h. meist am Abend, werden Tablet- oder Laptop-Computer inkl. Zubehör wie Kopfhörer sowie weitere Lernsoftware benötigt.
Mit Inssaf, Ibrahim und Horst sowie den Studierenden von Prof. Ihlal der Ibn Zohr University konnten wir bereits hilfsbereite Menschen für unseren Ansatz gewinnen. Denn ohne menschliche und persönliche Betreuung, werden wir nicht den notwendigen Zugang zu den Frauen und entsprechende Nachhaltigkeit erreichen können.
Die Zukunft der jungen Frauen hängt von einem nachhaltigen Programm ab. Eine erfolgreiche Umsetzung ist auf regelmäßige Unterstützung angewiesen. Die Madame-Ilsa-Foundation hat sich deswegen für das Konzept der dauerhaften Hilfe vor Ort entschieden. Mit einer Patenschaft bei der Madame-Ilsa-Foundation können Sie sich auf sehr persönliche Weise wirksam engagieren. Auch wenn die Mädchen und junge Frauen nur mit einem Vornamen bekannt werden, in ihrer Persönlichkeit nach Außen jedoch immer anonym bleiben, wissen Sie immer ganz genau, wie Ihr Geld hilft – und auch wem, zum Beispiel einem Mädchen Fattouch und ihrer temporären Heimat OUM EL BANINE.